Entschlacken – Sinn oder Unsinn?
Detox mehr als ein Mode-Wort?
Der Gedanke von einer ‹inneren Körperreinigung› findet immer wieder Anhänger. Die Naturheilkunden bieten eine grosse Auswahl an verschiedensten Methoden, welche vermutete Schlacken-, Gift- und Abfallstoffe aus unserem Körper entfernen sollen.
Doch sammeln sich wirklich solche Schlackenstoffe übers ganze Jahr an, so dass wir einen Frühjahrsputz für unseren Körper durchführen sollten?
Geschichtliches
Der deutsche Arzt Otto Buchinger (1878 – 1966) erwähnte als Erster die Entschlackung vom menschlichen Körper. Er wählte den Begriff analog zum schon bekannten ‹Schlacke› in der Technik, z.B. der Metallverarbeitung. Er hatte die Idee, dass der menschliche Körper und inbesondere der Darm, wie die Hochöfen, Kamine oder Heizkessel von Dampflokomitiven von Schlackenstoffen befreit werden müssten. Doch er erntete Kritik von anderen Ärzten – denn der Körper ‹entschlacke› sich selber. Die Bezeichnung Schlacke hat sich zu Beginn der Erzverhüttung entwickelt, da in dieser Zeit die nichtmetallischen Rückstände durch Schlagen vom Metall getrennt werden mussten. Mit Schlacke wird ein Schmelzrückstand benannt, der nach dem Erkalten glasig oder kristallin erstarrt vorliegt.
Im gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerung von schädlichen Stoffwechselprodukten. Ununterbrochen verarbeitet unser Körper alles was anfällt, und scheidet die Endprodukte aus.
Allenfalls könnten Teerrückstände in der Lunge von Rauchern als Schlacken betrachtet werden. Diese Rückstände können leider weder durch Heilfasten, Saunabaden, Tee trinken noch Abführmittel entfernt werden!
In der Alternativmedizin werden ‹Schlackenstoffe› gleichgesetzt mit schädlichen Stoffwechselprodukten, die wegen angenommener giftiger Wirkung auf den Körper ‹ausgeleitet› werden sollen.
Nun – niemand möchte Giftstoffe im Körper haben. Im Körper werden die Abbauprodukte von Nahrungsmitteln, Medikamenten oder auch Gifte in kleinen Mengen in der Leber so veändert, dass diese anschliessend via Darm und/oder Niere ausgeschieden werden können.
Verschiedene Richtungen der Alternativmedizin empfehlen aber auch heute noch unterschiedliche Vorgehen zum Entschlacken oder Ausleitverfahren. Oft finden sich dabei Methoden, welche im Mittelalter schon verwendet wurden: Schröpfen, das Purgieren (Einläufe und/oder Einnahme von Abführmitteln), Schwitzkuren, Fasten usw.
Keine dieser Methoden konnten je auf ihre Wirksamkeit bewiesen werden. Gelegentliche Heilungen sind mit dem Placebo-Effekt oder der Selbstheilung erklärbar.
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) formuliert es deutlich: «Nicht verwertbare Stoffe werden über den Darm und die Nieren ausgeschieden».
Arbeitet unser Stoffwechsel wie ein Hochofen?
Mit ‹Entgiften und Entschlacken› werben viele Firmen und Internetseiten und bieten entsprechende Produkte an, die angeblich ‹entgiften› und ‹entschlacken›. Sollen wir also trotzdem auf die Ratschläge der Befürworter der Entschlackung hören?
Gegen kurzes Heilfasten ist sicher nichts einzuwenden. Für viele übergewichtige Menschen ist es ein rascher Einstieg in eine kalorienreduzierte Diät und womöglich in einen gesünderen Lebensstil.
Damit beschäftigt sich unser Körper rund um die Uhr: Stoffwechsel
Vom Stoffwechsel hat jeder von uns schon einmal gehört – und viele von uns haben oft klare Vorstellungen, was gut oder schlecht für eigenen Stoffwechsel ist. immer wieder wird dabei Stoffwechsel mit Verdauung gleichgesetzt. Tatsache jedoch ist, dass unser gesunder Körper bestens für alle Nahrungsmittelaufnahmen, Getränke, Medikamente und sogar Gifte in kleinen Mengen gewappnet ist.
Die Grundlage vom menschlichen Leben sind unsere komplexen gut funktionierenden Stoffwechselvorgänge. Daran sind sehr viele Bausteine beteiligt: z.B: Nährstoffe, wie Eiweisse, Kohlenhydrate, Fette, Vitamine, Mineralien, Aminosäuren, Enzyme und viele mehr. Die Enzyme leiten die Stoffwechselvorgänge, bei welchen es um Energiegewinnung und um Strukturen (z.B. Muskelaufbau) geht; die Enzyme selber werden von einer Vielzahl von Hormonen reguliert.
Die zentralen Bausteine des Stoffwechsels
01
Kohlenhydrate
Kohlenhydrate und ihr Stoffwechsel: die Kohlenhydrate aus der Nahrung werden zerlegt und dienen der Energiegewinnung.
02
Eiweiss
Beim Stoffwechsel von Eiweissen (Fleisch) entstehen Aminosäuren. Sie dienen ebenfalls der Energiegewinnung, aber auch dem Aufbau von Muskelzellen, Enzymen und Hormonen.
03
Fette
Die Fette werden beim Verstoffwechseln sowohl für die Energiegewinnung benötigt, aber auch für den Aufbau von Strukturen (z.B. Zellwände), Hormonen und Botenstoffen. Was nicht benötigt wird, wird von den Fettzellen gespeichert.